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EINLEITUNG

„Ziel ist es, Kinder 'internetfähig' zu machen.
Wir wollen schon bei den Kleinen anfangen.
Medienkompetenz muss man früh lernen.
Dazu möchten wir mit dieser Homepage einen Beitrag leisten.
Nicht jeder Freund ist im Internet wirklich ein Freund, nicht jede Belohnung ist im WorldWideWeb tatsächlich eine Belohnung.
Es geht darum, Kindern diese Gefahrenszenarien bewußt zu machen.“[1]

[1]
Dieter Kempf und Bundesministerium des Innern: „Kinder müssen internetfähig gemacht werden“, in: Stand: 29.05.2011http://www.bmi.bund.de/
SharedDocs/Interviews/DE/2011/03/
kempf.html

Dieter Kempf hat ein ehrenwertes Ziel. Als Vorsitzender des Vereins „Deutschland sicher im Netz“ möchte er gemeinsam mit der FSM (Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V.), mit Microsoft und mit dem Bundesministerium des Innern Deutschlands heranwachsenden Generationen, also den so gerne genannten Digital Natives, mit Hilfe einer Comic-Website [2] beibringen, dass das Internet (oder das WWW, das er scheinbar als dessen Pendant betrachtet) total gefährlich ist.

[2]
Siehe Internauten Website in: Stand: 29.05.2011http://www.internauten.de/

Dieter Kempf sieht darin die Förderung von Medienkompetenz – und ist mit dieser Annahme alles andere als alleine. Es kann mittlerweile geradezu als Mainstream bezeichnet werden, wenn politische oder institutionelle Verantwortungsträger wie Herr Kempf die Förderung von Medienkompetenz fordern. Menschen, die wahrscheinlich nicht halb so erfahren im Umgang mit digitalen Medien sind, wie die Kinder und Jugendlichen, denen sie diese hochgelobte Medienkompetenz vermitteln wollen. Menschen, die wahrscheinlich keinen blassen schimmer davon haben, was sie mit dem Begriff eigentlich meinen. Und Menschen, deren Motive einer solchen Forderung nach mehr Medienkompetenz gründlich geprüft werden sollten.

Dabei ist dieses Internauten-Portal ja noch nicht einmal das absurdeste, was unter dem Label Medienkompetenz hierzulande veranstaltet wird: Mit einigen Programmen wie „Schulen ans Netz“ werden von politischen Verantwortungsträgern – anstatt dem gesellschaftlichen Auftrag gerecht zu werden – sogar vollkommen ungeniert einzelne Großkonzerne finanziell unterstützt.[3] Sieht so denn die Förderung von Medienkompetenz aus?

[3]
So bei Joachim Weiner: „Medienkompetenz. Chimäre oder Universalkompetenz?“, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 3/2011, S. 43

Eine Kritik an der inflationären Verwendung dieses Begriffes bereits seit den 1990er Jahren [4] sollte zwar nicht dazu führen, dass etwa Digital Immigrants wie Herr Kempf oder die Herren und Damen Politiker pauschal wegen mangelnden technischen Fertigkeiten denunziert oder von der Diskussion ausgeschlossen werden. Dass die gemeinhin verwendete Interpretation von Medienkompetenz aber viel zu kurz greift und dringend zu überarbeiten ist, darf und muss gesagt und natürlich auch diskutiert werden.

[4]
Siehe Prof. Dr. Ralf Vollbrecht: „Einführung in die Medienpädagogik“, Basel 2001, S. 53

Um nun meinen Beitrag zu dieser Diskussion, besonders mit Blick auf digitale Medien zu leisten, gehe ich in dieser Arbeit wie folgt vor: Zunächst wird Medienkompetenz definiert, indem notwendige Begrifflichkeiten und geschichtliche Zusammenhänge beleuchtet werden. Als nächstes folgt eine Standortbestimmung zu digitalen Medien, sowie eine Erweiterung des Themas anhand einer Theorie von Dieter Daniels und aktuellen Theoriuen der Medienpädagogik und schließlich mein eigener Ansatz.

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